Der Raufußkauz (Aegolius funereus) ist ein faszinierender Bewohner der nördlichen Wälder Europas, Asiens und Nordamerikas. Dieser mittelgroße Eulenvogel ist etwa 25 bis 28 Zentimeter groß und hat eine Flügelspannweite von 50 bis 62 Zentimetern. Sein Gefieder ist überwiegend dunkelbraun mit weißen Flecken auf dem Rücken und den Flügeln. Charakteristisch für den Raufußkauz ist sein großer, runder Kopf ohne Federohren sowie das weiße, herzförmige Gesicht mit auffälligen gelben Augen.
Der Raufußkauz bevorzugt boreale Nadelwälder, besonders solche mit dichtem Baumbestand und in der Nähe von offenen Flächen oder Lichtungen. Er ist ein typischer Höhlenbrüter und nutzt gerne natürliche Baumhöhlen oder verlassene Spechthöhlen. In Europa sind auch Nistkästen eine beliebte Alternative zur Bruthöhle. Durch seine Anpassungsfähigkeit in Bezug auf den Nistplatz kann der Raufußkauz in unterschiedlichen Waldtypen vorkommen, solange dieser ausreichend Deckung bietet.
Die Ernährung des Raufußkauzes besteht hauptsächlich aus kleinen Nagetieren wie Wühlmäusen, die er im Schutz der Dunkelheit jagt. Der nächtliche Jäger verlässt sich dabei auf sein ausgezeichnetes Gehör, das durch asymmetrisch angeordnete Ohren und eine spezielle Gesichtsstruktur unterstützt wird, um seine Beute zu orten. In Zeiten von Nahrungsmangel greift der Raufußkauz auch auf kleine Vögel oder Insekten zurück. Die Jagdweise ist typisch für Eulen: Aus einer Ruheposition heraus beobachtet er die Umgebung und stürzt sich im richtigen Moment blitzschnell auf die Beute.
Die Fortpflanzung des Raufußkauzes beginnt im Frühjahr, typischerweise zwischen März und April. Während der Balz macht das Männchen auf sich aufmerksam, indem es mit lautem, rhythmischem Ruf auf sich aufmerksam macht und manchmal Beute als Geschenk bringt. Das Weibchen legt in der Regel drei bis sieben Eier, die es alleine bebrütet. Die Nestlingszeit beträgt ungefähr vier Wochen, während der das Weibchen vom Männchen mit Nahrung versorgt wird. Nach dem Schlüpfen versorgen beide Elternteile die Jungvögel mit Nahrung, bis diese nach etwa vier bis fünf Wochen flügge werden.
Der Raufußkauz ist an das Leben in kalten Klimazonen bestens angepasst. Seine Beine und Zehen sind mit dichten Federn bedeckt, die nicht nur vor Kälte schützen, sondern auch beim lautlosen Fliegen helfen. Die Populationen des Raufußkauzes zeigen starke jährliche Schwankungen, was hauptsächlich durch das Angebot an Beutetieren beeinflusst wird. In Jahren mit reichlich Beute können die Bestände stark steigen, während sie in mageren Jahren deutlich abnehmen.
Obwohl der Raufußkauz nicht unmittelbar gefährdet ist, machen ihm Lebensraumverlust und Veränderungen durch menschliche Eingriffe wie Abholzung oder intensive Forstwirtschaft zu schaffen. Schutzmaßnahmen, die darauf abzielen, seine natürlichen Lebensräume zu erhalten und geeignete Nistmöglichkeiten zu bieten, sind entscheidend für den Fortbestand dieser faszinierenden Eulenart. Durch gezielte Schutzprojekte und das Aufhängen von Nistkästen kann der Bestand des Raufußkauzes unterstützt werden, was auch der Erhaltung der Artenvielfalt im Wald zugutekommt.