Der Wiesenpieper (Anthus pratensis) ist ein kleiner Singvogel, der zur Familie der Stelzen und Pieper (Motacillidae) gehört. Er ist weit verbreitet in Europa und Asien und ein charakteristischer Bewohner offener Landschaften. Mit seinem unscheinbaren, graubraun gezeichneten Gefieder fügt er sich hervorragend in seine Umgebung ein. Der Wiesenpieper hat eine Körperlänge von etwa 14 bis 15 Zentimetern und wiegt zwischen 15 und 22 Gramm, was ihn zu einem eher zierlichen Vertreter der Vogelwelt macht.
Ein Hauptmerkmal des Wiesenpiepers ist sein melodischer Gesang, der besonders während der Brutzeit von Bedeutung ist. Männchen singen ausdauernd und tragen ihren Gesang häufig im Flug vor, was als „Singflug“ bekannt ist. Dabei steigen sie zuerst in die Höhe und lassen sich dann mit gespreiztem Schwanz und leicht gesenkten Flügeln herabfallen, während sie ihre klare, trillernde Melodie zum Besten geben. Dies dient nicht nur der Reviermarkierung, sondern spielt auch eine wesentliche Rolle bei der Partnerwahl.
In Bezug auf ihren Lebensraum bevorzugen Wiesenpieper feuchtes Grünland, Weiden und Moorlandschaften. Sie sind Bodenbrüter und legen ihre Nester gut versteckt zwischen Gräsern und niedriger Vegetation an. Das Nest wird aus Gräsern und Pflanzenfasern gebaut und mit feinem Material ausgekleidet, um die vier bis sechs Eier, die pro Gelege gelegt werden, gut zu schützen. Die Brutzeit beginnt in der Regel im April und kann bis in den Juli andauern.
Wiesenpieper sind Insektenfresser und ernähren sich überwiegend von kleinen Insekten und deren Larven, Spinnen und Schnecken. Besonders während der Brutzeit ist der Bedarf an eiweißreicher Nahrung hoch, um die Küken erfolgreich aufzuziehen. Im Herbst ergänzen sie ihre Ernährung oft mit Samen und Beeren, wenn das Nahrungsangebot an Insekten abnimmt.
Ein bemerkenswertes Verhalten des Wiesenpiepers ist seine Zugvogel-Natur. Während einige Populationen in milderen Regionen bleiben, ziehen viele Wiesenpieper im Herbst in den Süden und verbringen die Wintermonate in Südeuropa und Nordafrika. Im Frühling kehren sie dann wieder zu ihren angestammten Brutplätzen zurück.
Der Wiesenpieper ist in Europa noch recht häufig anzutreffen, jedoch sind seine Bestände regionalen Schwankungen unterworfen. Veränderungen in der Landwirtschaft, wie die Intensivierung der Nutzung von Grünland oder der Einsatz von Pestiziden, können sich negativ auf die Populationen auswirken. Schutzmaßnahmen und die Erhaltung natürlicher Lebensräume sind daher entscheidend, um diesen charmanten Vogel auch in Zukunft zu erhalten.